Neuapostolische Kirche
Fotografie im Gottesdienst
◼ Die Nachbereitung ↑
„Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut“, sagte Henri Cartier-Bresson (1908–2004), ein französischer Fotograf und Mitbegründer der Fotoagentur Magnum.
Gradationskurve, unscharf maskieren, stürzende Linien, Recht am eigenen Bild, Urheberrecht, Bildgröße, ... bevor ein Bild an die Redaktion zur Veröffentlichung geht, gibt es manches zu tun und zu beachten. Und wenn dann alle Bildbetrachter das Bild länger als eine Sekunde anschauen (und das nicht, weil sie wegen Unschärfe nichts erkennen oder sich die Bildnummer wegen einer Verletzung des Persönlichkeitsrechts notieren wollen), dann ... ja, dann ist es ein gutes Bild.
Bildbearbeitung kostet Zeit. Wer beim Fotografieren bereits auf grundlegende Einstellungen achtet, erspart sich viele Stunden unnötiger Arbeit am Computer und kann die Bildbearbeitung vielleicht auf das Verkleinern der Bilddaten auf internettaugliche 1 500 Pixel reduzieren. – Eine Kirchenbank beim Gruppenbild vor Ort zu verschieben kostet acht Sekunden Zeit; eine Kirchenbank zu Hause auf dem Bild sauber zu retuschieren, dauert 10, 20, 30 Minuten ... Ein schlecht sitzender Krawattenknoten auf dem Gruppenbild ist mit Ansage vor Ort in drei Sekunden zurecht gezogen. Das Retuschieren zu Hause kostet mindestens zwei Minuten.
Und wenn alles fertig ist, dann können die Bilder veröffentlicht oder weitergegeben werden: sorgfältig ausgewählt, ordentlich bearbeitet, im richtigen Format, mit aussagekräftiger Bildunterschrift und mit Angabe zum Urheber.
◼ Bildauswahl ↑
„Unter faulen Äpfeln hat man wenig Wahl“, sagte William Shakespeare (1564–1616), englischer Dichter, Dramatiker, Schauspieler und Theaterleiter.
Vor der Veröffentlichung und Weitergabe von Bildern erfolgt die Qualitätskontrolle. Ein letzter entscheidender Blick und die Bildauswahl steht. Auch technisch perfekte Bilder, behutsam gestaltet, hell und in allen Facetten erkennbar können mächtig Ärger verursachen, wenn der/die Abgebildete/n mit dem Bild unglücklich ist. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl gelingt es erfahrungsgemäß sehr gut, diese Qualitätskontrolle erfolgreich vorzunehmen und Bilder außen vor zu lassen, die andere unglücklich und unzufrieden werden oder gar auf Puls 180 bringen lassen.
Muss eine der nachfolgenden Fragen mit Ja beantwortet werden, sollte eine Veröffentlichung oder Weiterreichung des Bildes unbedingt vermieden werden.
- Wird eine der abgebildeten Personen durch das Bild in Misskredit gebracht?
- Werden durch das Bild Gefühle von abgebildeten Personen verletzt?
- Wird das Persönlichkeitsrecht (Stichwort: Recht am eigenen Bild) verletzt?
- Wäre ich selbst mit der Veröffentlichung eines solchen Motivs unglücklich
- Hat das Bild überhaupt nichts mit dem eigentlichen Anlass zu tun?
- Hat das Bild selbst (und auch in Verbindung mit anderen Bildern) eigentlich gar keine Aussage/Bildinformation?
◼ Histogramm ↑
Viele Kameras (aber auch Bildbearbeitungsprogramme) bieten die Anzeige eines Histogramms. Das Histogramm zeigt an, wie viele Bereiche des Bildes niedrige (= dunkle) oder hohe (= helle) Tonwerte besitzt.
Das Histogramm besitzt zwei Ebenen: die horizontale Achse zeigt am linken Ende die vorhandenen dunkelsten (schwarzen) Pixel und am rechten Ende das Vorhandensein der hellsten (weißen) Pixel des Bildes an. Die vertikale Achse, also die Höhe der jeweiligen Balken, gibt die Häufigkeit der Pixel pro Tonwert wieder. Ein großer, hoher Ausschlag steht für einen hohen Anteil des jeweiligen Tonwertes. Ein niedriger oder gar nicht mehr erkennbarer Ausschlag für wenige oder gänzlich fehlende Pixel des entsprechenden Tonwertes.
Bilder, die sehr oder zu hell sind, sind an einem Histogramm erkennbar, das insbesondere im rechten Bereich starke, hohe Ausschläge besitzt (Beispiel linke Seite oben).
Bilder, die sehr oder zu dunkel sind, sind an einem Histogramm erkennbar, das insbesondere im linken Bereich starke, hohe Ausschläge besitzt (Beispiel linke Seite unten).
Mit einem Blick auf das Histogramm sehe ich als Fotograf bereits unmittelbar nach der Aufnahme, ob das Bild hinsichtlich der Tonwerte ausgewogen ist oder gegebenenfalls unter-/überbelichtet ist. Wenn ich ungewünscht zu viele dunkle oder helle Tonwerte erkenne, kann ich durch eine Belichtungskorrektur die weiteren Aufnahmen anpassen.
Wenn mein Einsatz bereits vorüber ist und ich Dunkelheit und Helligkeit nur noch auf meinem Monitor sehe, dann ist das Histogramm Grundlage für eine objektive Korrektur mittels Bildbearbeitungsfunktion ‚Helligkeit zund Kontrast‘ oder ‚Tonwertkorrektur‘ oder ‚Gradationskurve‘.
Übrigens: Das Histogramm ist ‚echt‘; die Bildvorschau auf dem Display meiner Kamera oder die Anzeige auf meinem Monitor kann von individuell eingestellter Helligkeit aber auch vom Umgebungslicht beeinträchtigt sein. Auf die Angaben im Histogramm kann ich mich dagegen verlassen.
◼ Helligkeit und Kontrast ↑
„Hell lebt durch dunkel, dunkel durch hell.“, sagte Manfred Hinrich (geboren 1926), deutscher Philosoph und Journalist.
Die meisten Bildbearbeitungsprogramme bieten eine einfache – aber in vielen Fällen bereits sehr effektive – Bearbeitungsfunktion: die Veränderung von Helligkeit und Kontrast.
Mit dem Befehl Helligkeit und Kontrast werden einfache und oberflächliche Korrekturen im Tonwertbereich eines Bildes vorgenommen. Der Befehl funktioniert nicht auf einzelneFarbkanäle angewendet und ist daher für hochwertige, großflächige Entwicklungen im Fotolabor weniger geeignet.
Für die Optimierung eines Bildes, das nicht die gewünschte Helligkeit aufgrund der korrekten Kameraeinstellung zum Aufnahmezeitpunkt mitbringt und nur für das Internet aufbereitet werden soll, ist der Befehl schnell und auch von ungeschulten Anwendern umzusetzen.
Im Bildbearbeitungsprogramm wird über die Menü- oder Symbolleiste der Dialog Helligkeit und Kontrast geöffnet. Mit einem Schieberegler kann die vorhandene Helligkeit korrigiert werden. Eine Bildvorschau lässt die anstehende Bearbeitung direkt erkennen. Ein Klick auf das berühmte OK speichert die bearbeitete Version des Bildes.
Tipp: Die Originaldateien sollten unberührt an einem sicheren Ort auf dem Computer gespeichert werden. Bearbeitet wird dann idealerweise nur eine Kopie dieser Originale, sodass bei misslungenen Bearbeitungen immer noch die Originaldateien vorhanden sind und für einen zweiten, dritten oder auch vierten Bearbeitungsversuch zur Verfügung stehen. – Hinweis: Datenrettungen/-wiederherstellungen nach unbeabsichtigten Löschungen/Formatierungen werden derzeit mit 1 000 Euro und mehr berechnet. Eine externe Festplatte kann für 100 Euro erworben werden. Aufgrund dessen empfehle ich den Kauf einer externen Festplatte und den Gewinn aus vorgenannter Differenzrechnung in ein gutes Objektiv zu investieren.
◼ Tonwertkorrektur ↑
Eine weitere Bearbeitungsfunktion zur Anpassung der Helligkeit ist die auch als Einstellen von Lichtern und Tiefen oder Einstellen der Weiß- und Schwarzpunkte bezeichnete Funktion Tonwertkorrektur.
Der Befehl Tonwertkorrektur kann auch (anders als bei der einfachen Funktion Helligkeit und Kontrast) auf einzelne Farbkanäle angewendet werden; so ist die Bearbeitung von Farbstichen möglich.
Ob die Bildqualität bereits gut oder nicht gut ist, erkenne ich an dem dazugehörigen Histogramm. Ein gutes Bild nutzt in der Regel alle vorhandenen Tonwerte ‚von links nach rechts‘ aus; die Ausschläge im Histogramm sind also annähernd gleichmäßig verteilt. Ein ‚nicht gutes Bild‘ nutzt entweder nicht die komplette Breite aus oder aber reicht an einem oder beiden Enden (links/rechts) nicht bis an das Ende der horizontalen Achse des Histogramms.
Um nun aus einem nicht guten Histogramm ein gutes Histogramm zu machen (und damit die Verteilung der Tonwerte im Bild selbst zu optimieren), werden die vorhandenen Bildpunkte mittels der Bearbeitungsfunktion ‚Tonwertkorrektur‘ über die gesamte horizontale Achse gespreizt. Mit dieser Korrektur wird im bearbeiteten Bild eine stärkere Farbsättigung und ein höherer Kontrast erzielt. Schwarz wird schwarz (und nicht nur anthrazit), weiß wird weiß (und nicht nur hellgrau).
Im Bildbearbeitungsprogramm wird über die Menü- oder Symbolleiste der Dialog Tonwertkorrektur geöffnet und mit der korrigierten Einstellung der beiden Regler am linken und rechten Ende des Histogramms Farbsättigung und Kontrast erhöht. Die Tonspreizungsregler an beiden Enden des Histogramms werden dazu auf die jeweils erste Pixelgruppe verschoben. Mit dem mittleren Tonwertspreizungsregler werden die Helligkeitswerte des mittleren Grautonbereichs angepasst.
◼ Gradationskurven ↑
„Fotografie ist das, was man sieht und nicht das, was man dann hinterher daraus konstruiert“, sagte der US-amerikanische Fotograf Elliott Erwitt (geboren 1928), zeitweise Präsident sowie Vizepräsident der Fotoagentur Magnum. – Zu viel Bearbeitung tut einem Bild als Dokumentation des Vergangenen nicht gut.
Mächtiger und vielseitiger als die einfachen Bildbearbeitungsfunktionen Helligkeit und Kontrast und Tonwertkorrektur ist die Funktion Gradationskurven. Mit diesem Werkzeug lassen sich – mit der entsprechenden Übung und Kenntnis – wesentlich exakter Tiefen und Lichter eines Bildes bearbeiten.
Die Kurve im Gradationskurven-Dialog zeigt die Verteilung der Graustufenwerte. In der Ausgangslage ist es eigentlich eine absolut gerade 45°-Linie, die die Ecken unten links und oben rechts verbinden.
Um ein dunkles Bild aufzuhellen verändert man die Kurve durch ein Nach-oben-Ziehen der Kurvenmitte (damit werden die so genannten Mitteltöne, also der mittlere Tonwertbereich, aufgehellt). Die ehemals gerade Kurve ist nun leicht oder auch stärker nach oben gewölbt; das Bild ist aufgehellt. Durch ein Nach-unten-Ziehen der Kurvenmitte wird der entgegengesetzte Effekt erreicht – siehe Bild, linke Seite, oben.
Um den Gesamtkontrast eines Bildes zu steigern, muss die gerade Kurve in eine s-förmige Kurve verwandelt werden. Dazu wird der Bereich der Lichter (also das rechte Drittel der Linie) leicht nach oben und im Bereich der Tiefen (also das linke Drittel der Linie) leicht nach unten gezogen/korrigiert – siehe Bild, linke Seite, unten.
Wie bei der Funktion Tonwertkorrektur lässt sich die Gradationskurve auch auf einzelne Farbkanäle anwenden.
◼ Bildgröße ↑
Originalbilder einer digitalen Spiegelreflexkamera sind im Jahr 2018 zwischen 5 und 10 MB groß (Format jpg) und erzeugen mit 24 Millionen Pixel-Auflösung Bilddateien mit einer Größe von 6 000 x 4 000 Pixel. Um ein solches Bild in Originalgröße anzuzeigen, müsste man mehr als vier hochauflösende 27“-Monitore nebeneinander aufstellen. – Das Originalbild aus einer Kamera ist also definitiv zu groß, um unbearbeitet im Internet veröffentlicht zu werden.
Auf den meisten Internetseiten hat sich für die Großansicht eines Bildes eine maximale Anzeigegröße von 1 000 bis 1 500 Pixel (für die längere Seite) durchgesetzt. Auf diese Größe sollte ein Bild vor dem Upload beziehungsweise vor der Veröffentlichung neu berechnet werden; optimalerweise nicht das Originalbild, sondern eine Kopie des Originalbildes. In fast allen Fällen bietet sich zur Veröffentlichung in Onlinemedien das Format jpg an.
Um ein Bild zu verkleinern, wird über die Funktion ‚Größe ändern‘ eine neue Ausgangsgröße von beispielsweise 1 200 x 800 Pixel (beziehungsweise beim 4:3 Bildformat von Kompakt kameras: 1 200 x 900 Pixel) oder 1 500 x 1 000 Pixel (beziehungsweise beim 4:3 Bildformat von Kompaktkameras: 1 500 x 1 125 Pixel) vorgegeben. Wenn es der Dialog erlaubt, können/sollten ‚Proportionen beibehalten‘ und ‚Bild neu berechnen‘ ausgewählt sein. Alternativ zu festen Pixel-Angaben können in Dialogen einzelner Bildbearbeitungsprogramme auch Prozentsätze als Verkleinerungswert vorgeben werden.
Beim vorherigen Fotografieren sollte – von dieser möglichen Bearbeitungsfunktion unberücksichtigt – immer die höchstmögliche Auflösung im Kameramenü ausgewählt sein. Wer nun gerade an seine kleine Speicherkarte denkt und daran, dass er mit einer kleineren Auflösung deutlich mehr Bilder anfertigen könnte, überlege bitte, was die gesamte Kameraausrüstung gekostet hat und wie viel – beziehungsweise wie wenig – eine neue Speicherkarte mit 32 oder 64 GB Speicherplatz kostet. Es gibt meines Erachtens keinen Grund, sich bereits beim Fotografieren auf eine Minimierung der Bildgröße einzulassen und sich damit bei der weiteren Verwendung einzuschränken. Eine zweite oder dritte Speicherkarte (und damit mehr Speicherplatz) passt darüber hinaus auf jede Wunschliste.
◼ Freistellen, Ausschneiden ↑
Und? Ist letztlich doch noch zu viel auf dem Bild drauf? – Wenn ich beim Fotografieren nicht bemerkt habe, dass links und rechts im Bild noch einige störende Dinge auftauchen (ich aber schon das Kapitel ‚Pars pro toto‘ aufmerksam gelesen habe), dann kann ich mit der Bearbeitungsfunktion ‚Freistellen‘ oder ‚Ausschneiden‘ auch noch jetzt mein Bild auf das eigentliche Motiv reduzieren.
In einigen Bildbearbeitungsprogrammen besteht übrigens die recht komfortable Möglichkeit, im Dialog ‚Freistellen‘ gleich die Ausgabemaße des Bildes festzulegen. Ich spare mir in diesem Fall den Arbeitsschritt der Anpassung der Bildgröße.
Um ein Bild auf das eigentliche Motiv hin freizustellen beziehungsweise störende Dinge am Bildrand zu beseitigen, wähle ich die Funktion ‚Freistellen‘, gebe – falls möglich – die Ausgabemaße des Bildes ein – und ziehe im entsprechenden Format einen Auswahlrahmen auf. Ein Klick auf ‚Ok‘ und Störendes ist beseitigt; das Bild hat die korrekten Pixelmaße und besitzt den richtigen Bildausschnitt.
◼ Farbton, Sättigung ↑
Mit dem Befehl ‚Farbton/Sättigung‘ kann man Farbton, Sättigung und Helligkeit des gesamten Bildes oder einzelner Farbkanäle optimieren. Sehr nützlich ist diese Funktion bei Bildern mit einem Farbstich. Farbstiche entstehen beispielsweise durch einen falsch eingestellten Weißabgleich, durch indirektes Blitzen an eine farbige Wand/Decke oder durch eine falsche Belichtungsmessung.
Zur Korrektur des Bildes wird der Dialog ‚Farbton/Sättigung‘ aufgerufen und bei der Korrektur eines Farbstichs der jeweilige Farbkanal geöffnet und die Sättigung verringert. Alternativ können auch alle Farbkanäle gleichzeitig bearbeitet werden, zum Beispiel, wenn Kontraste im Originalbild zu stark sind.
Bei Vorlage von Rohdaten (raw-Format) ist die Korrektur von Farbstichen beziehungsweise die Veränderung der Farbkanäle mit voreingestellten Standards eine gute Alternative. Bildbearbeitungsprogramme, die solche Rohdaten entwickeln können, bieten eine Vielzahl von vorgegebenen Parametern, die individuell optimiert werden können.