Neuapostolische Kirche
Fotografie im Gottesdienst
◼ Wertes Wissen ↑
„Etwas lernen und mit der Zeit darin immer geübter werden, ist das nicht auch eine Freude?“, fragte der chinesische Philosoph Konfuzius (551 v. Chr.–479 v. Chr.).
Wie funktioniert die Belichtungsmessung? Was ist Zeitvorauswahl? Wie stelle ich die Blende ein und warum sollte ich das überhaupt tun? Es gibt viel Wissen, welches die Fotografie erleichtert oder erst ermöglicht. Das hat alles nichts mit Fotografie im Gottesdienst zu tun, kann aber – wunderbar! – auch bei der Fotografie im Gottesdienst angewendet werden.
◼ Bilder Analysieren ↑
„Jedes Mal, wenn mir jemand sagt, wie scharf meine Bilder sind, nehme ich an, dass es sich nicht um sehr interessante Fotos handelt. Wenn es so wäre, dann hätte man mehr zu sagen“ schrieb ein unbekannter Verfasser.
„Warum finde ich ein Bild ‚gelungen‘? Warum finde ich ein Bild ‚daneben‘? Welche Empfindungen löst ein Bild bei mir aus? Wie kann ich ‚Gelungenes‘ nachstellen?“ – Wenn ich selbst weiß, warum eine Fotografie nicht gelungen ist, kann ich störende Aspekte beim nächsten Bild vermeiden. Wenn ich es nicht weiß und mich einfach nur auf mein Bauchgefühl verlassen muss, das mir sagt: „Alles doof!“, werde ich mich schwerlich bewusst weiterentwickeln. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Faktoren, an denen ich meine eigene, aber auch fremde Bilder analysieren kann – unter anderem:
- Helligkeit: Ist das Bild so hell, dass man alle Details erkennen kann?
- Schärfe: Ist das Motiv so scharf abgebildet, dass man es erkennen kann?
- Motiv/Bildaussage: Ist die Bildaussage erkennbar? Ist das, was der Fotograf mit seinem Bild an Information an den Betrachter weitergeben möchte, einfach und schnell zu erfassen? Warum wurde das Bild gemacht? Was soll gezeigt werden?
- Standpunkt/Perspektive: Wurde für die Fotografie ein guter Standpunkt gewählt oder wäre eine andere Perspektive möglicherweise besser gewesen (mehr Motiv, weniger Störendes im Bild, …)?
- Hintergrund: Ist das Bild frei von störenden Elementen im Hintergrund oder lenkt Irgendetwas den Blick vom Hauptmotiv ab? Wächst das Altarkreuz aus dem Kopf heraus? Sind Strahlen des Altarkreuz Bestandteil eines vermeintlichen Heiligenscheins des Dienstleiters?
- Bildränder: Sind halbe Köpfe zu sehen? Anschneiden ist verboten, außer es wird als stilistisches Mittel bewusst eingesetzt.
- Farbtreue: Sind die Farben im Bild authentisch mit den Farben vor Ort? Sind die Lichtverhältnisse richtig wiedergegeben? Oder soll durch eine schwarz-Weiß-Fotografie Traurigkeit, Melancholie vermittelt werden?
- Proportionen: Stimmen die Proportionen? Oder führen Verzerrungen (stürzende Linien, …) zu übermäßig unrealistischen Ansichten?
- Brennweite: Wurde die Umgebung mit einer kurzen Brennweite einbezogen? Wurden mittels langer Brennweite Bildinhalte verdichtet?
- Pars pro toto: Wurde alles Uninteressante weggelassen?
◼ Direktes und indirektes Blitzen ↑
Ein Blitzgerät kann als primäre oder zusätzliche Lichtquelle genutzt werden. Ein externes Blitzgerät (als Aufsteckblitz oder entfesseltes Blitzlicht) kann gut als indirektes Blitzlicht verwendet werden.
Vorsicht: Direktes Blitzlicht hat viele Nachteile. Wenn das Blitzlicht frontal (vielleicht auch noch aus nächster Nähe) auf Menschen trifft, wirken diese oftmals blass. Geschlossene oder zugekniffene Augen oder geöffnete Augen mit roten Pupillen, reflektierende Brillengläser und eine verstärkte Schattenbildung im Gesicht und hinter den Köpfen machen eine gelungene Aufnahme von vorneherein schwierig.
Einfacher ist in vielen Situationen das indirekte Blitzen, bei der das Blitzlicht über einen im Blitzgerät integrierten Reflektor, eine Wand oder eine Decke auf das Motiv fällt und für eine tiefere Ausleuchtung sorgt.
Mit dem indirekten Blitzen erreiche ich eine tiefere Ausleuchtung des Raumes. Dies hilft mir auch beim Fotografieren im Kirchensaal; es werden nicht nur die ersten zwei, drei Reihen angestrahlt (= direktes Blitzen) sondern – in Abhängigkeit zum gewählten Winkel – auch die dahinter liegenden Reihen (siehe Grafiken linke Seite).
Wenn ich den indirekten Blitz verwende, muss ich besonders auf die Farbe der reflektierenden Flächen achten, damit eine angestrahlte Holzdecke das Bild nicht rot-bräunlich färbt.
Für das indirekte Blitzen verstelle ich das Blitzgerät so, dass das Blitzlicht nicht frontal auf mein Motiv fällt sondern über eine reflektierende Fläche umgeleitet wird. Ähnlich wie beim Billard-Spiel, wird das Licht ‚über die Bande gespielt‘.
Der physikalische Lehrsatz ‚Einfallswinkel = Ausfallswinkel‘ beschreibt sehr genau, wohin mein Blitzlicht fällt, wenn ich beispielsweise eine Decke als reflektierende Fläche verwende.
◼ Belichtungsmessung ↑
Digitale Spiegelreflexkameras bieten die Möglichkeit, die Belichtungsmessung individuell einzustellen. Jeder, der sich schon einmal in den Modus Programmautomatik, Zeitvorwahl oder Blendenvorwahl gewagt hat, wird von dieser Funktion profitieren können. Mit der Belichtungsmessung kann man festlegen, welcher Bereich des Bildes richtig ausgeleuchtet werden soll.
Mehrfeldmessung
Das Bild wird in viele kleine Segmente unterteilt, für die jeweils ein Messwert ermittelt wird. Aus den Einzelmesswerten wird dann ein Durchschnittswert errechnet, anhand dessen der optimale Belichtungswert für das Gesamtbild zu Grunde gelegt wird. Bei der Mehrfeldmessung handelt es sich – vereinfacht ausgedrückt – um viele Spotmessungen, die zu einer Messung addiert werden. Diese Messung ist das Allroundtalent und auch für Gegenlichtaufnahmen verwendbar.
Selektivmessung
Bei der Selektivmessung wird rund um den aktiven Autofokuspunkt ein kleiner Bereich gemessen. Je nach Kameramodell liegt die Messung bei 6–10 Prozent des Sucherbereichs und bietet sich an, wenn der Hintergrund viel heller als das Motiv selbst ist.
Spotmessung
Bei der Spotmessung wird im zentralen Sucherbereich ein kleiner Zielbereich (etwa 1–4 Prozent des Sucherfeldes) gemessen. Die Spotmessung eignet sich insbesondere, wenn das Motiv einen relativ hellen oder dunklen Hintergrund hat. Die Spotmessung gewährleistet, dass das Motiv korrekt belichtet wird. Der Hintergrund wird dabei vernachlässigt, was im Einzelfall zu Unter- oder Überbelichtung des Hintergrunds führen kann.
Mittenbetonte (Integral-)Messung
Die mittenbetonte Messung berücksichtigt das Licht im gesamten Bild. Dem Bereich der Bildmitte wird bei der Messung aber ein besonderes Gewicht beigemessen. Die Messung ist ein Kompromiss von Mehrfeldmessung und Spotmessung.
◼ Aufnahme-Modi ↑
In den Aufnahmemodi P, Tv, Av und M (Canon) beziehungsweise P, S, A und M (Nikon, Sony, Panasonic) können Verschlusszeit, Blende, ISO und andere Werte individuell eingestellt werden. Diese Einstellung verleiht Unabhängigkeit von den herstellerseitig vorgegebenen Automatismen der Kamera und bietet Möglichkeit zur Kreativität und individuellen Bildgestaltung. Es lohnt sich mit diesen Einstellungen zu experimentieren – wenn nicht gerade die Hochzeit des besten Freundes zu fotografieren ist. Da die Einstellungen von Kamera zu Kamera unterschiedlich sein können, empfehle ich für Details das Nachlesen im jeweiligen Benutzerhandbuchs.
Vollautomatik
- Beschreibung: Die Vollautomatik wird bei den meisten Kameraherstellern mit einem grünen Rechteck gekennzeichnet. In diesem Programm übernimmt die Kamera alle Einstellungen. Lediglich Perspektive und Zeitpunkt der Aufnahme bestimmt der Fotograf selbst.
- Einsatzzweck: Fotografieren ohne Nachzudenken, Schnappschuss, Unsicherheit bei allen anderen Aufnahme-Modi, ‚Auf-Nummer-sicher-gehen-wollen‘.
Programmautomatik
- Beschreibung: Die Kamera schlägt Verschlusszeit und Blendenwert automatisch vor. Beide Werte können vor dem Auslösen verändert werden; bei Veränderung von Verschlusszeit oder Blendenwert, ermittelt die Kamera den jeweils anderen Wert. Individuell eingestellt werden in diesem Modus: AF-Modus, Messmethode, ISO, Belichtungskorrektur und weitere Parameter. Bei Verwendung des Blitzes belichtet die Kamera in P nur so lange, dass der angeblitzte Vordergrund aufgehellt wird; im Gegensatz zur Blendenvorwahl Av/, wo lang genug geblitzt wird, dass auch der Hintergrund aufgehellt wird.
- Einsatzzweck: Gern genutzte Alternative zur Vollautomatik mit der Möglichkeit insbesondere Verschlusszeit und Blendenwert individuell anzupassen (beispielsweise um eine offenere Blende für weniger Tiefenschärfe oder eine kürzere Verschlusszeit für weniger Bewegungsunschärfe einzustellen). Individuelle Einstellungen in Verbindung mit Automatismen der Kamera ergeben kreatives und sicheres Fotografieren.
- Beachten! Einstellbare Parameter wie AF-Modus, Messmethode, ISO-Wert und Belichtungskorrektur werden für Folgebilder übernommen und von der Kamera nicht automatisch an veränderten Bedingungen angepasst.
Verschlusszeitvorwahl/Blendenautomatik
- Beschreibung: Der Fotograf wählt die Verschlusszeit. Der Blendenwert wird von der Kamera automatisch berechnet. Individuell eingestellt werden in diesem Modus: AF-Modus, ISO-Wert, Belichtungsmessung, Belichtungskorrektur und weitere Parameter.
- Einsatzzweck: Die Verschlusszeitvorwahl wird eingesetzt, um Bewegungen einzufrieren oder Bewegungsunschärfe entstehen zu lassen. Eine kurze Verschlusszeit friert Bewegungen ein, sodass selbst schnelle Bewegungsabläufe scharf abgebildet werden. Eine längere Verschlusszeit ermöglicht Bewegungsunschärfe.
- Beachten! Alle einstellbaren Parameter (AF-Modus, ISO-Wert, ...) werden entsprechend der Einstellung übernommen und von der Kamera nicht an das jeweilige Bild angepasst.
Blendenvorwahl/Verschlusszeitautomatik
- Beschreibung: Der Fotograf wählt den Blendenwert. Die Verschlusszeit wird von der Kamera automatisch berechnet. Individuell eingestellt werden in diesem Modus: AF-Modus, ISOWert, Belichtungsmessung, Belichtungskorrektur und weitere Parameter. Bei Verwendung des Blitzes belichtet die Kamera in Av/A lang genug, dass auch der Hintergrund hell wird; im Gegensatz zur Programmautomatik, wo nur der Vordergrund aufgehellt wird.
- Einsatzzweck: Die Blendenvorwahl wird eingesetzt, um die Tiefenschärfe vorzugeben. Eine offene Blende (= kleine Blendenzahl) verringert die Tiefenschärfe auf einen kleinen Bereich (Motiv wird scharf; Vorder-/Hintergrund wird unscharf). Eine kleine Blende (= große Blendenzahl) erhöht die Tiefenschärfe bis zur vollständigen Schärfe im Vorderund Hintergrund.
- Beachten! Alle einstellbaren Parameter (AF-Modus, ISO-Wert, ...) werden entsprechend der Einstellung übernommen und von der Kamera nicht an das jeweilige Bild angepasst.
Manuelle Einstellung
- Beschreibung: Der Fotograf wählt den Blendenwert und die Verschlusszeit selbst aus. Die Kamera greift nicht ein. Individuell eingestellt werden in diesem Modus auch: AF-Modus, Messmethode, ISO, Belichtungskorrektur und weitere Parameter.
- Einsatzzweck: Für die ReportageFotografie ist diese Einstellung nicht zu empfehlen. Wechselnde Lichtverhältnisse, die individuelle Einstellung von Verschlusszeit und Blendenwert benötigen ein paar Sekunden Überlegungszeit. Diese Zeit steht bei der Fotografie im Gottesdienst nicht unbedingt zur Verfügung. Für die Fotografie unter ruhigen Bedingungen (Landschaft, Architektur, Porträt, Produkt, Studio) mit der Vorliebe zu besonderen Kombinationen zwischen Verschlusszeit, Blendenwert und Blitzlicht(korrekturen) ist es eine empfehlenswerte Einstellung.
◼ ISO-Wert ↑
Der Begriff ISO stammt noch aus Zeiten der Analogfotografie und kennzeichnet die Filmempfindlichkeit. Im Zeitalter digitaler Kameras spricht man weiterhin von ISO-Werten, die die Empfindlichkeit der digitalen Sensoren kennzeichnen.
Im Gegensatz zum früheren Kleinbildfilm, der beispielsweise 36 Bilder mit ISO 400 ermöglichte, kann bei der digitalen Fotografie der ISO-Wert von Bild zu Bild verändert werden.
Bei digitalen Kameras stehen derzeit (je nach Kameramodell) Einstellungen von ISO 25 bis ISO 409.600 zur Verfügung. Umso kleiner der ISO-Wert ist, umso höher ist die Schärfeleistung, die Intensität der Farben und umso geringer ist das Bildrauschen. Digitale Spiegelreflexkameras aus dem aktuellen Herstellersortiment bewältigen ISO 2 000 ohne Qualitätsverlust und ohne Bildrauschen.
Welcher ISO-Wert ist optimal? Eigentlich jeder. In Abhängigkeit zu Kamera, Objektiv, Lichtverhältnisse und dem Bild, das aufgenommen werden soll, entscheidet sich, ob ISO 100 oder ISO 1 000 besser ist. Generell ist die nachfolgende Übersicht aber ein erster Anhaltspunkt. Ausnahmen bestätigen insbesondere hier die Regel; bei experimenteller Fotografie und bei besonderen Wünschen hinsichtlich der Bildgestaltung.
- sehr viel Licht – ISO 25 bis ISO 100
außen: sonnig, unbewölkt; innen: Studio, viele und starke Lichtquellen - viel Licht – ISO 200 bis ISO 400
außen: sonnig, bewölkt; innen Studio, viele Lichtquellen - ausreichend Licht – ISO 500 bis ISO 800
außen: bewölkt; innen: helle Räume - wenig Licht – ISO 1 000 bis ISO 2 000
außen: Dämmerung; innen: dunkle Räume, wenige Lichtquellen - ungenügend bis kein Licht – ISO 2 500 und höher
außen: Dämmerung bis Nacht; innen: dunkle Räume, wenige bis unzureichende Lichtquellen
◼ Kamera-Typen ↑
Digitale Spiegelreflexkamera
„Als Spiegelreflexkamera oder verkürzt SR-Kamera bezeichnet man eine Bauart für einen Fotoapparat oder eine Filmkamera, bei der das Motiv zur Betrachtung vom Objektiv über einen Spiegel umgelenkt und auf einer Mattscheibe abgebildet mit dem Auge direkt oder durch einen Sucher betrachtet wird“, erklärt die Wikipedia.
Messsucherkamera (eine Form der digitalen Sucherkamera)
„Eine Messsucherkamera ist ein Fotoapparat, dessen optischer Sucher mit einer Scharfeinstellhilfe ausgestattet ist, die mit der Entfernungseinstellung des Objektivs gekoppelt ist. Dieser Entfernungsmesser ist meist als Schnittbildentfernungsmesser oder Mischbildentfernungsmesser ausgeführt“, erklärt die Wikipedia. Der Fotograf hat keine Möglichkeit, das Bild durch das Objektiv zu sehen. Im Sucher sieht der Fotograf zwei Bilder. Die Kamera ist scharf gestellt, wenn beide Bilder zu einem Bild übereinandergelegt sind.
Digitale Kompaktkamera (eine Form der digitalen Sucherkamera)
„Eine Kompaktkamera ist ein kleiner und unter Betrachtung seiner Bauform vergleichsweise leichter Fotoapparat. Kompaktkameras sind in der Regel Sucherkameras für das Kleinbild-, APS- oder Kleinstbildformat. Bei den am häufigsten verkauften Digitalkameras handelt es sich ebenfalls um Kompaktkameras. Kompaktkameras weisen meist einen − im Vergleich zur Spiegelreflexkamera − geringeren Funktionsumfang auf, liefern häufig aufgrund einfacher Komponenten eine schlechtere Bildqualität, sind jedoch auch erheblich preiswerter. Typische Eigenschaften für Kameras dieser Klasse sind auch die Vollautomatik, verschiedene Motivprogramme sowie ein Spritzwasserschutz“, erklärt die Wikipedia.
Vorteile der digitalen Spiegelreflexkamera gegenüber der digitalen Sucherkamera:
- Flexibler: Wechselobjektive, externe Blitzgeräte, umfangreiches Zubehör
- Höherwertiger: qualitativ bessere Bilder durch größeren Sensor und höherwertigere Optiken
- Individueller: umfangreiche Einstellmöglichkeiten bieten viel Spielraum beim Fotografieren
- Schneller: Serienbilder/Reihenaufnahmen sind in kurzen bis sehr kurzen Abfolgen möglich
◼ Objektive ↑
Ein Vorteil der Spiegelreflexkameras gegenüber Sucherkameras ist die Vielzahl an wechselbaren Objektiven: Fish-Eye-, Superweitwinkel-, Weitwinkel-, Normalwinkel-, Teleobjektiv; als Festbrennweite oder Zoomobjektiv. Die Objektive sind in unterschiedlichen Qualitätsstufen verfügbar und teilweise für einen speziellen Einsatzzweck optimiert. Die Bildergebnisse sind im Vergleich zu fest verbauten Objektiven von Kompaktkameras deutlich besser. Die Objektive lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Die nachfolgend genannten Objektiv-Klassen bieten einen ersten Überblick und können in weitere Unterkategorien oder Misch kategorien aufgeteilt werden.
Fish-Eye-Objektiv
- Brennweitenbereich: 8–15mm
- Einsatzzweck allgemein: bis zu 180°-Aufnahmen, Landschaft, Innenaufnahme, Porträt (Fun-/Spaßaufnahme), experimentelle Fotografie
- Einsatzzweck Gottesdienst: nur bedingt notwendig; als Ergänzung zu Weitwinkel- und Normalwinkel-Objektiven bietet das Fish-Eye aber interessante Bildgestaltungsmöglichkeiten
- Beschreibung: Ein Fish-Eye-Objektiv liefert extrem übersichtliche, teilweise leicht verzerrte Aufnahmen, auf denen sogar die Füße vom Fotografen sichtbar werden können. Auch kreisförmige Bilder sind mit dem Fish-Eye möglich. Tatsächliche Größenverhältnisse werden von Fish-Eye-Objektiven nicht korrekt wiedergegeben. Das, was nah am Objektiv ist, wird vergrößert dargestellt.
Superweitwinkel-Objektiv
- Brennweitenbereich: 10–30mm
- Einsatzzweck allgemein: Landschaft, Innenaufnahme und Architektur (letztere eingeschränkt wegen Verzerrungen)
- Einsatzzweck Gottesdienst: bedingt notwendig; als Ergänzung zum klassischen Weitwinkel-Objektiv oder beim Fotografieren in kleinen Räumen hilfreich und interessant
- Beschreibung: Ein Superweitwinkel bietet sehr übersichtliche, weitwinkelige Aufnahmen. Selbst kleine Räume erscheinen riesengroß und weitläufig. Von daher eignen sich Superweitwinkel- und Weitwinkelobjektive nicht zum Porträtieren von Menschen. Tatsächliche Größenverhältnisse werden von Superweitwinkel-Objektiven nicht korrekt wiedergegeben. Das, was nah am Objektiv ist, wird vergrößert dargestellt.
Weitwinkel-Objektiv
- Brennweitenbereich: 20–40mm
- Einsatzzweck allgemein: Landschaft, Innenaufnahme und Architektur (letztere eingeschränkt wegen Verzerrungen)
- Einsatzzweck Gottesdienst: notwendig für Innenaufnahmen in Kirchen, aber auch für das Fotografieren von Kirchengebäuden außen
- Beschreibung: Weitwinkelobjektive bieten wie Superweitwinkel sehr übersichtliche Aufnahmen von Räumen und Gebäuden. Tatsächliche Größenverhältnisse werden von Weitwinkel-Objektiven nicht korrekt wiedergegeben. Das, was nah am Objektiv ist, wird vergrößert dargestellt.
Tilt und Shift-Objektiv
- Brennweitenbereich: 17–90mm
- Einsatzzweck allgemein: Vermeidung von stürzenden Linien bei (hohen) Gebäuden
- Einsatzzweck Gottesdienst: bedingt bis nicht notwendig; möglich wären Aufnahmen von Kirchengebäuden ohne stürzende Linien
- Beschreibung: Spezialobjektiv, das das Verschieben und Verschwenken des Linsensystems ermöglicht. Mit dem Shift-Objektiv sind stürzende Linien von (hohen) Gebäuden vermeidbar (günstigere Alternative dazu ist die Beseitigung von stürzenden Linien mit der Bildbearbeitung).
Normalwinkel-Objektiv
- Brennweitenbereich: 30–100mm
- Einsatzzweck allgemein: als ‚Immerdrauf‘ für Landschaft, Überblick wie auch Detailfotografie und Porträt geeignet
- Einsatzzweck Gottesdienst: gut geeignet beziehungsweise notwendig für den Großteil aller Bilder bei der Reportage-Fotografie
- Beschreibung: Das, was viele als ‚Immerdrauf‘ bezeichnen, ist ein Normalwinkelobjektiv. Es ist für eine Vielzahl von Motiven die erste Wahl. Die Brennweite von 50mm entspricht in etwa dem tatsächlichen Sehfeld eines Menschen. Größenverhältnisse werden von Normalwinkel-Objektiven korrekt wiedergegeben, insbesondere bei 50mm Brennweite.
„Das Equipment, welches wir gebrauchen spielt nur eine kleine Rolle. Vielmehr kommt es darauf an, es zu beherrschen“, schrieb der US-amerikanische Fotograf Sam Abell (geboren 1945), der unter anderem für die Zeitschrift National Geografic arbeitete.
Tele-Objektiv
- Brennweitenbereich: ab 100mm
- Einsatzzweck allgemein: Fotografieren von weiter entfernten Motiven, Porträtfotografie, Sport- und Naturfotografie
- Einsatzzweck Gottesdienst: bedingt notwendig bei der Fotografie in Kirchengebäuden; hilfreich für Aufnahmen über größere Distanzen; notwendig bei der Fotografie in Hallen oder großen Kirchen
- Beschreibung: Tele-Objektive bieten mit einem größeren Brennweitenbereich die Möglichkeit, auch weiter entfernte Motive nah heranzuholen und bildfüllend darzustellen. Tatsächliche Größenverhältnisse werden von Tele-Objektiven nicht korrekt wiedergegeben. Ab etwa 100mm Brennweite wird die räumliche Tiefe (also mehrere hintereinanderliegende Motive) im Verhältnis zueinander verkürzt dargestellt; einzelne Motive rücken scheinbar nah zueinander. Die Entfernung zwischen einzelnen Motiven auf einem Bild wird nicht mehr korrekt erkannt. Die Brennweite von Tele-Objektiven lassen sich (wie andere Objektive auch) durch einen Telekonverter verlängern. Der Einsatz von TeleKonvertern geht zu Lasten von Licht beziehungsweise maximaler Blendenöffnung; ist aber im Vergleich zur Anschaffung eines größeren, zusätzlichen Tele-Objektives eine günstige Alternative.
Makro-Objektiv
- Brennweitenbereich: 50–100mm
- Einsatzzweck allgemein: Fotografieren von kleinen Motiven, die besonders groß rauskommen sollen
- Einsatzzweck Gottesdienst: bedingt bis nicht notwendig; allenfalls Detailaufnahmen (Blumen, Hostien, et cetera) sind denkbar
- Beschreibung: Spezialobjektiv, das das Fotografieren von kleinen Motiven durch seinen geringen Mindestabstand ermöglicht. Eine kostengünstige Alternative zum Makro-Objektiv sind sogenannten Makroringe (mit Schwächen bei der Bildqualität), die zwischen vorhandenen Normalwinkel-/Tele-Objektiven und Kamerabody geschraubt werden.
◼ Umhängetasche, Rucksack, Trolley ↑
Es gibt viele Möglichkeiten, die Kameraausrüstung zum Gottesdienst oder sonstigen Einsatzorten zu bringen. Nicht alles, was an Transporthilfen angeboten wird, ist für jeden Zweck optimal. Neben persönlichen Vorlieben kommt es selbstverständlich darauf an, wie umfangreich die eigene Ausrüstung ist; für Kamera und Blitz lohnt sich noch kein Reisekoffer.
Objektivtasche
Für den ganz minimalen Einsatz eignen sich Objektivtaschen, die – ergänzend zu der Kamera in der Hand – ausschließlich ein oder zwei Objektive zum Wechseln bevorraten. Da damit nicht der Ersatzakku, eine weitere Speicherkarte et cetera transportiert werden können, ist der Einsatz einer Objektivtasche auf wenige Anlässe begrenzt.
Umhängetasche
Für den Bereich der Reportage-Fotografie mit häufigen Perspektivwechseln, sich verändernden Örtlichkeiten und für den direkten Zugriff auf Ausrüstungsbestandteile empfehle und nutze ich am liebsten eine Umhängetasche: die Ausrüstung ist eng am Körper und auch während des Laufens ist ein Objektivwechsel möglich. Die Tasche sollte gut gepolstert sein. Ergänzender Hinweis: Spezielle Objektivtaschen ermöglichen den Transport eines zweiten oder dritten Objektives an einem Gürtel. So erhält man Wechselmöglichkeit ohne bei Hochzeiten oder Gottesdiensten mit einer großen Fototasche unterwegs zu sein.
Rucksack
Der Foto-Rucksack ist insbesondere dann praktisch, wenn ich an nur einer einzigen Stelle fotografiere: Ich komme an, packe aus, fotografiere, packe ein und gehe wieder. Während des Transports ist die Ausrüstung rückenschonend und gleichmäßig auf den Schultern verteilt, verrutscht nicht und kommt sicher an. Im großen Getümmel habe ich allerdings ein etwas mulmiges Gefühl, weil ich meine Ausrüstung nicht direkt zur Hand habe (dafür andere, wenn der Rucksack nicht fest verschlossen ist). Bei der Reportage-Fotografie ist es ebenfalls nicht optimal, weil ich meine Ausrüstung nicht im direkten Zugriff habe.
Trolley
Der Trolley bietet insbesondere bei längeren Transporten mit Auto, Bahn oder Flugzeug mehr Stabilität und Sicherheit. Für das Herumlaufen im Gottesdienst eignet er sich – allein wegen der störenden Rollgeräusche – nicht oder nicht besonders.
◼ Zubehör ↑
Fototaschen haben in der Regel viele kleine Ablagefächer, Zusatztaschen und Befestigungsschlaufen. Und nach ein paar Jahren Fotografieerfahrung gibt es dann auch einige Kleinigkeiten, die in diesen Fächern und Taschen Platz finden, weil sie in einem bestimmten Moment weiterhelfen.
- Taschentücher zum schnellen Trockenwischen, wenn mal jemand schwitzt
- Seifenblasen für ein, zwei gestellte Aufnahmen (Hochzeitsfest, Taufe, ...)
- Regenschutz/Regenschirm für den Schauer zwischendurch
- Mikrofasertuch zum einfachen Reinigen der Optiken, des Kameradisplays
- Reflektor zum Aufhellen, Lichtstreuen oder Lichtlenken für gestellte Aufnahmen in und außerhalb der Kirche
- Externer Blitzakku oder Akkus für Blitzgerät für mehr Leistung beim Blitzen
- Telekonverter zum Verlängern der vorhandenen Brennweiten
- Makroringe zum Verkürzen der Naheinstellgrenze
- Batteriegriff zur Erhöhung der AkkuKapazität und zum bequemen HochformatHalten
Über die Verwendung eines Stativs bei der Fotografie im Gottesdienst lässt sich streiten. Die meisten Fotografen kommen ohne Stativ aus beziehungsweise wollen ohne Stativ auskommen. Der Transport und die Verwendung innerhalb von Räumen mit vielen Menschen ist problematisch beziehungsweise im aufgeklappten Zustand unmöglich (hier könnte ein leichtes Einbeinstativ eventuell eine Alternative sein). Andererseits steht kein menschliches Motiv so bewegungslos vor der Kamera, dass lange Verschlusszeiten (mit einem Stativ aufgefangen) automatisch zu Bildern ohne Bewegungsunschärfe führen. Es ist etwas Anderes, ob ich das Stativ aufbaue und die Landschaft fotografiere oder mich inmitten einer lebendigen Gemeinschaft aufhalte und sich bewegende Motive fotografiere.
◼ Nicht ganz ernst gemeint ↑
Womit ziehe ich Zorn und Bann auf mich? Womit verärgere ich Glaubensschwestern und -brüder und störe Andacht und Heiligung? Und wie gelingt es mir, beim nächsten Mal auf keinen Fall mehr fotografieren zu dürfen?
- Wenige Augenblicke vor Gottesdienstbeginn mit Makroobjektiv und Ringblitz jede einzelne Blume des Altarschmucks fotografieren.
- In Ermangelung einer Sitzplatzreservierung neben dem Altar bei den Amtsträgern Platz nehmen. Hier gibt es sowieso den besten Ausblick auf tolle Motive.
- Während des Gottesdienstes dem Sitznachbarn über die Vorschaufunktion der Kamera die besten Schnappschüsse vom Vortag zeigen.
- Dem Gottesdienstleiter bei der Verabschiedung die Kamera in die Hand drücken, damit er auch einmal ein Bild vom Fotografen machen kann.
- Während des Gebets alle Gottesdienstteilnehmer porträtieren, die um einen herumstehen.
- Erst nach Gottesdienstbeginn in die Kirche kommen und dann während des Gebetes die Fotoausrüstung auspacken, sodass jeder mitbekommt, dass der Fotograf da ist.
- „Zur Seite!“ rufen und sich lautstark Platz verschaffen um doch noch ein Bild von der Verabschiedung zu machen, nachdem man sich zunächst mit einem alten Freund 15 Minuten festgequatscht hat.
- Auch nach dem dritten Reinfall immer noch davon überzeugt sein, dass eine kleine Kompaktkamera zur Fotografie in großen Hallen völlig ausreichend ist und alles andere nur unverhältnismäßiger, kommerzieller Technikwahn einzelner Freaks darstellt.
- Den Dienstleiter auf einem etwas höheren Altar stehend von der mitgebrachten Malerleiter aus fotografieren. Platz genug zum Aufstellen von Leitern gibt es vor dem Altar immer und die Gottesdienstteilnehmer können dann bequem unter der Leiter durchschauen.
- Dem zweiten Fotografen hinterherrennen und versuchen, möglichst jedes seiner Bilder nachzufotografieren. Im FotoWorkshop hat man gehört, von anderen Fotografen zu lernen.
- Nach dem Gottesdienst ganz viele Visitenkarten verteilen und darauf hinweisen, dass man auch jederzeit für Beautyfotografie zur Verfügung stehe.
- In Ermangelung schöner Bilder vom heutigen Tag eine Galerie vom letzten Gottesdienst veröffentlichen; der andere Dienstleiter fällt sowieso nur Insidern auf.
- Tiefenschärfe dadurch erzeugen, dass man in der Bildbearbeitung mit dem Pinsel alles um das Motiv herum verwischt. Mit ein wenig PhotoshopSpielerei kann jedes Bokeh nachgestellt werden.
- Verschiedene Fotoleinwände mitbringen und im Kirchensaal aufhängen, damit der Hintergrund auf allen Bildern wirklich gut ausschaut.
- Den Dienstleiter während des Chorgesangs noch schnell pudern, damit die verschwitzte Stirn nicht so stark reflektiert.
- Um mit der großen Spiegelreflexkamera ja nicht aufzufallen, einen ganzen Gottesdienst mit der Handykamera fotografieren.
- Leere Akkus während des Gottesdienstes vom Diakon an der TonBildAnlage aufladen lassen. Hier gibt es schließlich Strom umsonst und der Diakon hat eh nichts zu tun.
- Zum krönenden Abschluss allen Bildern mittels Bildbearbeitung einen schicken, digitalen Rahmen verpassen und damit die Galerie unverkennbar aufwerten.
- Im Konzert die Deckenbeleuchtung einschalten, damit genügend Licht zum Fotografieren ist.
- Die Heizung im Kirchengebäude am Vorabend auf 17° Celsius herunterregeln, weil dies für Kameraakkus erwiesenermaßen die ideale Betriebstemperatur ist.
- Bilder auch dann veröffentlichen, wenn abgebildete Personen ausdrücklich „Nein!“ gesagt haben. Es sind ja Glaubensgeschwister und die meinen das sicherlich nicht so.
- Im Kameramenü die kleinste Bildgröße einstellen. So ist gewährleistet, dass auf die 1GB-Speicherkarte nicht nur 128 sondern über 1000 Bilder passen. Wow!
- Vor dem Gottesdienst an alle Gottesdienstteilnehmer Einwegkameras verteilen. So bekommt man definitiv mehr Bilder, als wenn man alleine fotografiert. Auf der letzten Hochzeitsfeier hat es ja auch erfolgreich geklappt.
- Das Bild vom Dienstleiter mit geschlossenen Augen veröffentlichen, weil es das einzige Bild ist, dass man von ihm gemacht hat. Soll er doch beim nächsten Mal die Augen aufmachen.
- Mit Nachdruck auf die Veröffentlichung aller eigenen Bilder bestehen; auch wenn man gar nicht fotografieren sollte und die Redaktion auch einen eigenen Fotografen beauftragt hatte.
- Besonders oft die eigene Familie fotografieren. Die eigenen Kinder sind nun mal die aller schönsten und liebsten Menschen überhaupt.
- Alle Bilder mit ISO 100 fertigen. Schließlich verwendete man früher auch nur 100er Filme.
- Über dem Kapuzenpulli eine neongelbe Warnweste mit Aufdruck „Offiziellster Fotograf“ tragen und damit allen Gottesdienstteilnehmern signalisieren, wie wichtig man ist.
- Zur besseren Ausleuchtung des Altarraumes vier funkgesteuerte Blitzgeräte im Blumenschmuck verstecken und in Kauf nehmen, dass der Dienstleiter nach dem ersten Auslösen bis Gottesdienstende erblindet. Das allmähliche Sehend-werden später mit einem großen Gemeindefest als Krankenheilung feiern.